Schauinsland-Reisen und der MSV Duisburg haben sich beim Darlehen in Höhe von rund sechs Millionen Euro auf einen Forderungsverzicht mit Besserungsschein geeinigt. Zurückgezahlt wird künftig nur noch dann etwas, wenn die Meidericher ungeplant gut dastehen und es sich erlauben können.
Dass Rüttgers zum Jahresende gemeinsam mit Ingo Wald auf einer Pressekonferenz sitzt und zufrieden von dieser Einigung berichtet, dass hätte man nach dem Streit, der unter anderem auf der Mitgliederversammlung im März ausgetragen wurde, nicht zwingend erwarten können. Der gegenseitige Respekt sei dennoch immer dagewesen. „Ich werde Ingo Wald nie nach dem letzten Jahr beurteilen, sondern immer nach den zehn Jahren, die wir verbracht haben“, stellte der SLR-Touristikleiter klar.
„Es gibt so Situationen, die meine Ausrichtung zum MSV stark beeinflusst haben und Menschen, die für mich wahre Helden im Verein sind“, führte Rüttgers seine Beweggründe zu dieser Einigung aus. „Wenn man diese Menschen kennenlernt und diese Energie spürt, dann hat man immer irgendwie dieses Gefühl, man muss das Ganze irgendwann zu einem positiven Ende bringen. Ingo gehört halt für mich auch in einer Form zu diesen Helden des Vereins.“
Dieses Bild unterstrich Rüttgers mit einer emotionalen Anekdote vom Tag, als Wald vom Verwaltungsrat zum Präsidenten gewählt wurde. „Da kam er rein und hat gesagt: 'Ich kann verstehen, wenn ihr mich jetzt nicht mehr wählt, aber ich komme gerade vom Arzt, ich habe Krebs'“, erinnerte er sich. „Wir waren alle sprachlos, es sind viele Tränen geflossen und als wir alle wieder halbwegs beieinander waren, hat einer gefragt, ob er es denn richtig verstanden hätte und ob es bedeuten würde, dass er es trotzdem macht. Da hat Ingo gesagt: 'Ich habe mein Versprechen gegeben und solange ich nicht tot bin, mache ich das.' So etwas behält man. Da hat man diesen Respekt einfach automatisch in sich.“
Ich möchte mit meinen Kindern irgendwann mal gegen Bayern und Dortmund ins Stadion gehen. Natürlich ist das ein Wunsch, den man hat. Ich glaube, dass man beim MSV, mit den Möglichkeiten, die er hat, nicht sagen kann: Das ist unmöglich und wird nie passieren
Andreas Rüttgers
Doch nicht nur aus emotionalen Gründen habe man sich für die Vereinbarung entschieden, man sehe auch eine positive Entwicklung. „Wir haben das Darlehen zu einem Zeitpunkt gewährt, wo man das Gefühl hatte, man muss den Verein den Menschen wieder zurückgeben“, erinnerte sich der Touristikleiter. „Das heißt, es gab damals weder Traditionen beim MSV und die ehemaligen Spieler wurden alle komplett ignoriert, noch wurden Interkationen mit den Fangruppen geführt.“ Dies sei heute nicht mehr der Fall.
Nun gehe es darum, dem Verein die Möglichkeit zu geben, „sich wieder neu zu erfinden und diesen Weg, den man vielleicht nach dem Zwangsabstieg nicht umsetzen konnte, weil es zu viel Aufwand war, jetzt umzusetzen.“
Vereinbarung als Signal
Ob Schauinsland-Reisen ihre sechs Millionen Euro auf diesem Weg auch eines Tages wiedersehen werden? Rüttgers glaubt dran. „Das muss der Gläubiger tun. Die Frage ist halt immer: Lässt man demjenigen, dem man das Geld zur Verfügung gestellt hat, die Luft zum Atmen? Das haben wir die letzten zwölf Jahre immer getan.“
Die Vereinbarung sei nun ein Signal, „in einer Situation, wo man eine gewisse Hoffnungslosigkeit teilweise bemerkt, dass wir sehr wohl daran glauben, wenn bestimmte Dinge umgesetzt werden, das Geld irgendwann mal zu guten Zeiten, zu Erstliga-Zeiten, zurückzubekommen.
Dass der MSV tatsächlich eines Tages in die Bundesliga zurückkehrt, das wollte Rüttgers dabei keineswegs als Ziel ausrufen – aber man dürfe dennoch davon träumen. „Ich möchte mit meinen Kindern irgendwann mal gegen Bayern und Dortmund ins Stadion gehen. Natürlich ist das ein Wunsch, den man hat. Ich glaube, dass man beim MSV, mit den Möglichkeiten, die er hat, nicht sagen kann: Das ist unmöglich und wird nie passieren.“
Zuvor geht es jedoch darum, sich in der 3. Liga zu stabilisieren – und das weiterhin ab der kommenden Saison ohne Schauinsland-Reisen als Sponsor und Namensgeber der Arena.
„Als Sponsor waren wir sehr, sehr zufrieden – das letzte Jahr mal ausgenommen – über die Stärke und die positive Wahrnehmung, die der MSV noch nach außen hat“, erklärte der Touristikleiter zwar, über eine mögliche Wiederaufnahme des Vertrags zu sprechen, sei nach den Problemen des vergangenen Jahres aber zu früh. „Das muss am Ende Gerald Kastner (SLR-Inhaber und Geschäftsführer, Anm. d. Red.) entscheiden, an dem das, glaube ich, auch nicht spurlos vorübergegangen ist. Ich glaube, es ist noch zu frisch, um da letztlich unemotional zu einer Entscheidung zu kommen.“